Prof. Dr.-Ing. Roland Sottek zu Gast
Im Rahmen eines zweitägigen Seminars am Erich-Thienhaus-Institut beschäftigten sich die Teilnehmenden mit einer zentralen Frage moderner Akustik: Wie unterscheiden sich menschliche Wahrnehmung und objektive Messdaten – und wie lassen sich beide Perspektiven sinnvoll miteinander verknüpfen? Geleitet wurde das Seminar von Prof. Dr.-Ing. Roland Sottek, Chief Science Officer bei HEAD Acoustics und ausgewiesener Experte für Psychoakustik und Sound Quality.
Zu Beginn führte Sottek in die Softwarepakete SQala und ArtemiS ein, zwei zentrale Werkzeuge zur Analyse, Bewertung und objektiven Beschreibung von Klangqualität. Anschließend arbeiteten die Teilnehmenden mit zuvor aufgenommenen Klangbeispielen und führten eigene Hörtests mit kalibrierten Kopfhörern durch. Je nach Fragestellung kamen unterschiedliche Testmethoden zum Einsatz – etwa Kategoriebewertungen, Vergleichstests oder Rangordnungen auf ordinalen Skalen. Die Studierenden erstellten diese Hörtests selbstständig unter Anleitung des Seminarleiters und bekamen so einen tiefen Einblick in professionelle Sound-Quality-Prozesse.
Parallel dazu wurden die gleichen Klangbeispiele mit ArtemiS objektiv ausgewertet. Die Software extrahiert psychoakustisch relevante Parameter wie Lautheit, Schärfe, Rauigkeit oder Tonalität. Im Anschluss wurden die gemessenen Parameter den subjektiven Hörergebnissen gegenübergestellt und gemeinsam analysiert.
Der Vergleich zeigte eindrucksvoll, wo Wahrnehmung und Messung übereinstimmen – und wo sie auseinandergehen. Gerade diese Diskrepanzen, so Sottek, seien entscheidend, um Sounddesign, Produktentwicklung und akustische Bewertung methodisch fundiert weiterzuentwickeln.
Die Ergebnisse des Seminars wurden im Freitagskolloquium präsentiert und diskutiert.
Mit seinem praxisnahen Aufbau und der Kombination aus Hör-, Mess- und Analyseprozessen ermöglichte das Seminar den ETI-Studierenden einen fundierten Einblick in die komplexe Beziehung zwischen menschlicher Wahrnehmung und objektiven akustischen Daten.
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