Prof. Werner Dabringhaus
Werner Dabringhaus gehört zu den prägenden Persönlichkeiten des Tonmeisterinstituts in Detmold. Als Professor für Musikübertragung hat er das Studium diverser junger Tonmeister und Tonmeisterinnen geprägt und mit seinem Label MDG – Musikproduktion Dabringhaus und Grimm setzt er bis heute Maßstäbe in der Klassikproduktion.
Gemeinsam mit Reimund Grimm gründete er 1978 in Detmold ein Tonmeister geführtes Independent Label, das sich schnell den Ruf erarbeitete, besonders natürliche und detailreiche Klangbilder zu schaffen.
Die Leidenschaft für Klang entwickelt Dabringhaus schon früh: Als Knabe singt er schon mit 8 Jahren die ersten Bach-Motetten in der „Wuppertaler Kurrende“ und beobachtet fasziniert die Schallplattenaufnahmen, die der Knabenchor damals für das Philipps-Label aufnahm. Da waren riesige Mikrofon-Galgen, geheimnisvolle Mischpulte, ganz große Bandmaschinen und ein Herr, der dem Chorleiter ständig sagte, was der Chor doch besser machen könne. Bald nimmt er mit einem tragbaren Grundig-Gerät selbst Konzerte auf, spart auf eine Revox A77 und zwei für einen Schüler sündhaft teuren Sennheiser MD 421 Mikrofone... Später machte der Chor Aufnahmen mit einem Liebhaber, der zwar die technischen Gerätschaften bedienen konnte, aber von Musik gar keine Ahnung hatte. So entstand die Idee mit einem Tonmeisterstudium die professionale Basis für genau so einen Job zu legen.
Sein Ideal ist bis heute klar: Musik entsteht im Raum. Und sie soll so klingen wie auf dem allerbesten Hörplatz. Klar, dass die Raumauswahl immer mit größter Sorgfalt getroffen wurde getreu dem Motto: Wenn es gut klingt, brauche ich auch technisch keinen großen Aufwand für eine gute Aufnahme. Ein paar wenige hochwertige Mikrofone, und dann gilt es nur noch die Künstler zu einer hochspannenden Interpretation zu führen.
MDG veröffentlicht 1984 die erste CD in Europa, 2001 sogar die weltweit erste DVD-Audio. Sie war schon mit 2+2+2 RECORDING gekennzeichnet und markiert quasi den klanglichen Start der Hörer in die 3-D-Welt. Berühmt wird Werner Dabringhaus durch diese Entwicklung des 2222+ Recordings, das eine dreidimensionale Wiedergabe ermöglicht und bis heute als audiophiler Maßstab gilt. Aus dieser puristischen Wiedergabeidee mit vier Paar Lautsprechern hat sich danach Auro-3D und Dolby Atmos entwickelt. Eine seiner kuriosesten Ideen: eine Schallplatte mit 45 U/min im Halfspeed-Recording. Aus der Not geboren, weil das Programm für eine normale LP zu kurz war – sie galt plötzlich als Sensation in der HiFi-Szene. MDG avancierte zum audiophilen Label und die Aufnahmen werden bis heute wegen ihres natürlichen Klangs zu Lautsprechertests herangezogen.
Auch wenn MDG unabhängig bleibt, gewinnt das Label internationale Anerkennung. Zahlreiche Auszeichnungen - vom Echo-/Opus Klassik bis hin zum Midem Award, Audiophile Reference oder der Ehrenurkunde des Preis der deutschen Schallplattenkritik - unterstreichen den Erfolg. Doch wichtiger als Preise ist Dabringhaus die Erfahrung, wenn Hörerinnen und Hörer spüren, dass eine Aufnahme „echt“ wirkt. „Musik ist eine äußerst friedliche und Völker verbindende Weltsprache“, sagt er - und so versteht er auch seine Arbeit.
Seine Lehrtätigkeit am Detmolder Tonmeisterinstitut lässt sich laut eigener Aussage „nicht so genau fixieren“ - in den vielen Jahren wirkte er immer wieder in Kursen, Lehraufträgen oder Vertretungen während Sabbaticals, seit 2021 als Professor für Musikübertragung E-Musik und zuletzt sogar als Sprecher der Institutsleitung.
Ganz besonders hat Prof. Werner Dabringhaus bis heute die Tonmeisterausbildung mit seiner Begeisterung für Klang und mit einem untrüglichen Gespür für das, was in der Musik wirklich wichtig ist, geprägt. Nun geht seine Zeit als Professor für Musikübertragung zu Ende. Neben seiner unglaublich engagierten, umtriebigen Art wird er besonders in Erinnerung bleiben in Herzensprojekten wie den ETI-Produktionen von Mahler-Sinfonien in der großartigen Akustik der historischen Stadthalle Wuppertal, den Exkursionen in die Elbphilharmonie, zu Steinway und der Pianomanufaktur, zu der grandiosen Orgelanlage in St. Michaelis oder der berühmten Arp-Schnitger-Orgel in St. Jacobi in Hamburg oder zu spannenden Klavierproduktionen mit dem neu entwickelten Steingraeber-Mozartflügel…
Wir bedanken uns für seine herzliche Arbeit!
Themenverwandte Beiträge
Giselher Klebe
Der Komponist Giselher Klebe lehrte ab 1957 zunächst als Dozent für Komposition, ab 1962 als Professor an der Hochschule für Musik Detmold.
Zu dieser Lehrtätigkeit gehörte auch eine ETI-Veranstaltung, welche sich heute am ehesten mit der Werk und Stilkunde - und Interpretationskunde-Vorlesung vergleichen lässt.
In dieser Funktion ist Prof. Klebe seinen damaligen Student:innen auch heute noch als Legende präsent.
