Filmmusikmischung: „Jerry Cotton“ oder „Operation Valkyrie“

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Thema der Semesterarbeit im Sommersemester 2011 war, eine 5.1-Mischung zweier vorliegender Aufnahmen von Filmmusik zu erstellen. Dabei hatte die Studierenden zwei Aufnahmen zur Auswahl.

Einen Cue aus der deut­schen Ko­mö­die „Jer­ry Cot­ton“ (2010) – die Mu­sik wur­de von Chri­stoph Zirn­gibl & Hel­mut Zer­lett kom­po­niert. Es lag ei­ne um­fang­rei­che Pro­Tools-Ses­si­on vor, wel­che den da­zu­ge­hö­ren­den Film­aus­schnitt als QT-H.264-Fi­le, ca. 10 Play­out-Tracks, so­wie 35 Tracks der Sco­ringses­si­on und den O-Ton Track bein­hal­te­te. Für die Play­out-Tracks ha­ben die Kom­po­nis­ten ver­schie­de­ne Parts schon im Vor­feld der Or­che­s­ter­ses­si­on an­ge­legt und ein­ge­spielt (Low­Perc, High­Perc, Drum, Bass, Gi­tar­ren, Chor, etc.). Die Sco­ringses­si­on wur­de in der Sco­ring Sta­ge Ba­bels­berg vom Fil­mor­che­s­ter Ba­bels­berg ein­ge­spielt. Auf­ga­be der Stu­den­ten war es, einen in­ter­essan­ten Sur­round-Mix zu er­stel­len und die­sen wäh­rend der Ar­beit im­mer wie­der im Ver­hält­nis zum O-Ton zu kon­trol­lie­ren.

Den End­ti­tel-Cue des Films „Ope­ra­ti­on Val­ky­rie“ (2009) - kom­po­niert von John Ott­man & Li­or Ros­ner. Das we­sent­li­che Ele­ment die­ses Cues wa­ren ver­schie­de­ne Chor­auf­nah­men & So­lo-Auf­nah­men zwei­er Mez­zo­so­pra­nis­tin­nen. Der Or­che­s­ter-Track lag hier als sehr brauch­ba­rer Ste­reo-Rough­mix vor. Die un­ter­schied­li­chen Tracks ent­stan­den da­durch, dass das Or­che­s­ter in den USA und der Chor in der Sco­ring Sta­ge Ba­bels­berg auf­ge­nom­men wur­de. Bei den Chor­auf­nah­men gab es nicht nur den einen oder an­de­ren Ta­ke, son­dern un­zäh­li­ge Dop­pe­lun­gen und Tei­le der So­lis­ten­parts als Chor­parts. Ins­ge­samt la­gen so ca. zehn ver­schie­de­ne Chor-Sets – al­le als Mul­ti­tracks – vor. Ur­sprüng­lich ei­ne Pro­Tools-Ses­si­on, wur­de das ge­sam­te Ma­te­ri­al auf die Py­ra­mix-DAW trans­fe­riert, was in Be­zug auf die in der PT-Ses­si­on reich­lich vor­han­de­nen Play­lists nicht so ein­fach war... (Dank an Ste­fan).
Auf­ga­be war hier, den Ste­reo-Track des Or­che­s­ter mit Hil­fe von Up­mix-Al­go­rith­men oder an­de­rer FX-Sets als Sur­round-Sound zu ge­stal­ten und dann die Chor­tracks hin­zu zu mi­schen; schlus­send­lich soll­ten die Stu­die­ren­den sich für ei­ne der auf­ge­nom­me­nen So­lis­tin­nen ent­schei­den, de­ren Tracks edi­tie­ren und eben­falls hin­zu­mi­schen.
 
Die Er­geb­nis­se wa­ren äu­ßerst in­ter­essant und wir ha­ben die­se in ei­ner lan­gen Ses­si­on ge­mein­sam an­ge­hört und be­wer­tet. Vor dem Hö­ren war aber nicht be­kannt von wem der ge­hör­te Mix stamm­te. Die Mi­xe zum ers­ten Bei­spiel deck­ten die gan­ze Pa­let­te der Mög­lich­kei­ten ab – vom ein­fach „nur“ sau­be­ren Mix des vor­han­de­nen Ma­te­ri­als bis hin zu so­und­krea­ti­ven Ein­grif­fen, wie die Ver­wen­dung des Drum­m­agog-Plug­Ins, um die Drums­sound fet­ter zu ge­stal­ten. Dem­zu­fol­ge fiel die Set­zung der Misch­prio­ri­tä­ten auch recht ver­schie­den aus - hier ei­ne gu­te Ba­lan­ce zwi­schen Or­che­s­ter und den Lay­out-Tracks, dort ei­ne eher Band-be­ton­te Mi­schung mit we­ni­ger Or­che­s­teran­teil. Die Mi­xe wur­den so­wohl in der Re­gie 1 über die SSL-Kon­so­le als auch „In the box“ er­stellt.

Auch die zwei­te Mi­x­auf­ga­be er­gab sehr ver­schie­de­ne Er­geb­nis­se. Ins­be­son­de­re die Ba­lan­ce zwi­schen Or­che­s­ter, Chor und der So­lis­tin wur­de er­war­tungs­ge­mäß sehr ver­schie­den um­ge­setzt. Die Schwie­rig­keit die­ser Mi­schung be­stand zwei­felsoh­ne dar­in, die drei völ­lig ge­trennt von­ein­an­der ein­ge­spiel­ten Parts (Or­che­s­ter da­zu noch in ei­nem ganz an­de­ren Auf­nah­me­raum in LA) in ei­ne rä­um­li­che Ebe­ne zu brin­gen, so dass man am En­de das Ge­fühl hat, al­les wä­re zeit­gleich und in ei­nem Raum auf­ge­nom­men wor­den. Ge­mischt wur­de in der Re­gie 2 mit Hil­fe der Au­rus-Kon­so­le und der Py­ra­mix-DAW. Die Stu­die­ren­den hat­ten je­den­falls Freu­de an der Auf­ga­be und die Er­geb­nis­se sind sehr, sehr in­ter­essant.

The­men­stel­lung: Prof. Mi­cha­el Schu­bert

29. Juli 2012