Giselher Klebe
Der Komponist Giselher Klebe lehrte ab 1957 zunächst als Dozent für Komposition, ab 1962 als Professor an der Hochschule für Musik Detmold.
Zu dieser Lehrtätigkeit gehörte auch eine ETI-Veranstaltung, welche sich heute am ehesten mit der Werk und Stilkunde - und Interpretationskunde-Vorlesung vergleichen lässt.
In dieser Funktion ist Prof. Klebe seinen damaligen Student:innen auch heute noch als Legende präsent.
Geboren 1925 in Mannheim, aufgewachsen in Berlin, war Klebe ein Schüler von Boris Blacher und Josef Rufer. Früh zeigte sich sein außergewöhnliches kompositorisches Talent, doch ebenso früh seine Unabhängigkeit: Er entwickelte einen eigenen Stil, der sich weder der seriellen Schule noch dem Neoklassizismus unterordnete. Seine Musik bleibt oft tonal gebunden, sucht jedoch stets neue Wege des Ausdrucks.
Klebe und das ETI – eine prägende Verbindung
1957 wurde Giselher Klebe als Professor für Komposition an die Nordwestdeutsche Musikakademie Detmold berufen. Für über drei Jahrzehnte lehrte er hier und bildete eine ganze Generation von Komponist*innen aus. In dieser Zeit war er auch Institutsleiter am Erich-Thienhaus-Institut – ein Amt, das er mit hoher Musikalität, Neugier und pädagogischem Ethos ausübte.
Klebe erkannte früh die Bedeutung der Tonmeisterausbildung und förderte die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Studierenden der Kompositions- und Tonmeisterklassen. Das Bewusstsein für Klanggestaltung – nicht nur im Sinne der Partitur, sondern auch in der praktischen Umsetzung und technischen Realisation – war für ihn ein zentrales Anliegen.
Sein Engagement für das ETI war stets von großem Respekt für die klanggestaltende Praxis geprägt. Damit wurde er zu einem frühen Brückenbauer zwischen den künstlerischen und den technischen Bereichen der Musikproduktion – eine Haltung, die bis heute das Selbstverständnis des ETI prägt.
Vermächtnis
Giselher Klebe starb 2009 in Detmold. Sein musikalisches Erbe lebt weiter – in Partituren, Aufnahmen und nicht zuletzt in den Erinnerungen derer, die ihm begegnet sind. Auch am ETI hallt sein Wirken nach: als Komponist, der Klang ernst nahm. Als Lehrer, der zuhören konnte. Und als Mensch, der seine Studierenden stets auf Augenhöhe begegnete.
Zu seinem 100. Geburtstag hat Antje Tumat einen sehr lesenswerten Artikel im Bärenreiter Magazin „takte“ (2-2024) verfasst, welcher hier nachzulesen ist.