Vom Ton­meis­ter zum Di­plom-Ton­meis­ter

Der Be­ruf bzw. die Be­rufs­be­zeich­nung des Ton­meis­ters ist re­la­tiv jung und ent­stand mit der Ent­wick­lung des Rund­funks und des Ton­fil­mes En­de der zwan­zi­ger Jah­re des vor­he­ri­gen Jahr­hun­derts. 1949 grün­de­te Erich Thi­en­haus (sie­he „Ge­schich­te des In­sti­tu­tes“) das ers­te deut­sche, mu­si­ka­lisch-akus­ti­sche In­sti­tut zur Aus­bil­dung von Ton­meis­tern – der Stu­di­en­gang war so­mit „er­fun­den“.

Zwei Jah­re spä­ter ent­wi­ckel­ten Ge­org Knep­ler, Grün­dungs­rek­tor der Deut­schen Hoch­schu­le für Mu­sik (ab 1964 Hoch­schu­le für Mu­sik „Hanns Eis­ler“) ge­mein­sam mit dem da­ma­li­gen Chef­ton­meis­ter des Ber­li­ner Rund­funks, Sie­gfried Mit­la­cher, die Ton­meis­ter­aus­bil­dung in Ber­lin-Ost. Der Stu­di­en­gang schloss mit der Be­rufs­be­zeich­nung „Di­plom-Ton­meis­ter“ ab. Von 1976 an lei­te­te Prof. Heinz Jä­ckel, Chef­ton­meis­ter des Run­dfunk der ehem. DDR, den Stu­di­en­gang bis zu sei­ner Ab­wick­lung 1992 im Zu­ge der Wie­der­ver­ei­ni­gung. Nach der Wen­de und mit der Wie­der­ver­ei­ni­gung bei­der deut­scher Staa­ten wur­de für al­le in der ehem. DDR di­plo­mier­ten Ton­meis­ter, der Be­rufs­ab­schluss „Di­plom-Ton­meis­ter“ um­fas­send an­er­kannt.

Auch an der Hoch­schu­le für Mu­sik in Ber­lin-West ent­stand im Jahr 1963 ein neu­er Stu­di­en­gang für Ton­meis­ter, ent­wi­ckelt nach dem Vor­bild der Nord­west­deut­schen Mu­sik­aka­de­mie Det­mold (heu­te Hoch­schu­le für Mu­sik). Hier wur­de un­ter der Lei­tung von Prof. Hans-Lud­wig Feld­gen ein be­reits be­ste­hen­der Stu­di­en­gang fort­ge­führt, der in den 50er-Jah­ren von Fritz Win­ckel und Man­fred Krau­se an der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Ber­lin auf­ge­baut und durch Kur­se an der Hoch­schu­le für Mu­sik er­gänzt wur­de.

Zu­rück nach Det­mold: Ob­wohl das Ton­meis­ter­stu­di­um hier einen voll­wer­ti­gen, an uni­ver­si­tär­en Maß­stä­ben sich ori­en­tie­ren­den Stu­di­en­gang dar­stell­te und auch in­ter­na­tio­na­le An­er­ken­nung und Be­ach­tung ge­fun­den hat, so be­saß es bis in die 80er Jah­re hin­ein kei­nen vom Land Nord­rhein-West­fa­len ge­neh­mig­ten Di­plom-Stu­di­en­gangs­ab­schluss. Die­ser war nur hoch­schu­lin­tern ge­re­gelt. Ur­sa­che da­für war die Tat­sa­che, dass das Land NRW bis zu die­sem Zeit­punkt noch über kein Kunst­hoch­schul­ge­setz ver­füg­te, in des­sen Rah­men sich die ein­zel­nen Stu­di­en­gän­ge be­we­gen konn­ten. Das än­der­te sich, als im Jah­re 1987 das Kunst­hoch­schul­ge­setz für das Land NRW vom Lan­des­par­la­ment ver­ab­schie­det wur­de. Erst ab da konn­te die Hoch­schu­le an ei­ne Kon­zi­pie­rung ei­ner Di­plom-Stu­di­en­ord­nung auch für den Stu­di­en­gang Mu­sik­über­tra­gung den­ken. Nach häu­fi­gen Ein­ga­ben sei­tens des Mi­nis­te­ri­ums, wo­bei ei­ne Re­du­zie­rung der all­ge­mei­nen Wo­chen­stun­den­zahl und des Stu­di­en­gan­ges auf acht Se­mes­ter an­ge­mahnt wur­de, konn­te letzt­end­lich doch die ur­sprüng­lich kon­zi­pier­te Stu­di­en­ord­nung - mit we­ni­gen Ver­än­de­run­gen - ver­ab­schie­det wer­den, so dass al­so mit Da­tum vom 13. Ju­li 1998 der Stu­di­en­gang "Mu­sik­über­tra­gung" an der Hoch­schu­le für Mu­sik staat­lich an­er­kannt wur­de.

Im Zu­ge des­sen konn­te auch ei­ne so­ge­nann­te Nach­di­plo­mie­rung er­reicht wer­den: Al­le ehe­ma­li­gen Ton­meis­ter­stu­den­ten, die in der Zeit vom 9.2.1981 bis heu­te an der Hoch­schu­le für Mu­sik Det­mold im Di­plom-Stu­di­en­gang ein­ge­schrie­ben wa­ren und ihr Ex­amen ab­ge­legt ha­ben, kön­nen ei­ne nach­träg­li­che Ver­lei­hung des Di­plom­gra­des be­an­tra­gen.

 

Der Über­gang zum Ba­che­lor / Mas­ter-Stu­di­en­gang

Nach­dem der Weg zu Ba­che­lor/Mas­ter-Ab­schlüs­sen un­um­gäng­lich ge­wor­den war (sog. Bo­lo­gna-Pro­zess), stan­den die ver­blie­be­nen Stu­di­en­gän­ge in Ber­lin (West) und Det­mold vor der Auf­ga­be, die vor­han­de­nen In­hal­te des Di­plom-Stu­di­en­gan­ges in ein Ba­che­lor/Mas­ter-Stu­di­um zu über­tra­gen.

Acht Se­mes­ter für Ba­che­lor wa­ren hier­bei die den Mu­sik­hoch­schu­len zu­ge­stan­de­ne Ober­gren­ze, und we­ni­ger er­schi­en auch nicht sinn­voll, um die not­wen­di­gen mu­si­ka­li­schen und tech­ni­schen Kom­pe­ten­zen zu er­wer­ben. Es folg­te ein lang­wie­ri­ger Ab­stim­mungs­pro­zess, in dem ver­sucht wur­de die stu­den­ti­schen Leis­tun­gen und auch die neu­en Mög­lich­kei­ten der Fle­xi­bi­li­sie­rung (z.B.Wahl­fä­cher) un­ter­zu­brin­gen.

Det­mold war auch hier wie­der Vor­rei­ter, dies­mal eher un­frei­wil­lig, be­grün­det durch die hoch­schul­po­li­ti­schen Ent­schei­dun­gen in NRW. Zum Win­ter­se­mes­ter 2008 wur­de der Di­plom­stu­di­en­gang Ton­meis­ter auf das Ba­che­lor-/ Mas­ter-Sys­tem um­ge­stellt und die ers­ten Stu­den­ten fin­gen nach der Ba­che­lor-Stu­di­en­ord­nung an zu stu­die­ren. Die­se er­fuhr meh­re­re Kor­rek­tu­ren und gilt seit dem Win­ter­se­mes­ter 2013/14 in der ak­tu­el­len Form.

Zum glei­chen Zeit­punkt (2013/14) wur­de der Ba­che­lor-Stu­di­en­gang um einen Mas­ter „Mu­si­kre­gie“ kom­plet­tiert. Die Um­stel­lung auf das Ba­che­lor/Mas­ter-Sys­tem war da­mit erst ein­mal ab­ge­schlos­sen. Neu hin­zu ka­men die Mas­ter­stu­di­en­gän­ge „Klang­re­gie“ und „Mu­sic Acou­stics“. An der UdK in Ber­lin er­folg­te die Um­stel­lung auf die Ba­che­lor/Mas­ter-Stu­di­en­gän­ge der Ton­meis­ter im Jahr 2013.